Das Leben könnte so schön sein: Sommer, schönes Wetter, Pferde. Was man nun nicht alles tun könnte: Ausreiten, Training auf dem Reitplatz, eine Ausfahrt zum Turnier oder einfach nur mal mit dem Pferd auf der Koppel Zeit verbringen.
Doch leider sieht die Realität in den meisten Reitställen ganz anders aus. Sobald man sich den Anlagen nähert, wird das Gesummse immer lauter. Bremsen und Fliegen umschwirren den Kopf, das Pferd schlägt genervt mit dem Schweif, um die Plagegeister zu verscheuchen.
Immer wieder bleibt es schon beim Gang von der Koppel stehen, um mit der Schnute Mücken und Gnitzen vom Bauch zu vertreiben. Da wird mit den Hufen gestampft und unleidlich gegrunzt, wenn für die eine vertriebene Bremse drei neue nachkommen. Sind wir ehrlich: SO macht der Aufenthalt im Stall weder dem Reiter noch dem Pferd in irgendeiner Art und Weise Spaß. Neben diversen Abwehrmaßnahmen wie Fliegenfallen , die man auf der Koppel aufstellt, oder Fliegenmasken , die die Pferde aufgezogen bekommen, gibt es noch ein paar andere Möglichkeiten, sich der fliegenden Ungeheuer zu erwehren.
Einen sehr informativen Artikel über Fliegendecken möchte ich an dieser Stelle einmal verlinken. Sie können sowohl auf der Weide, als auch beim Ausritt schon eine Menge bewirken.
- mit extra starker Wirkung
- gegen Bremsen, Fliegen, Zecken, Mücken
- mit verbesserter Wirkstoffkombination
- für Mensch und Tier
- natürlich frischer Duft
Wie man die Koppel per se so gestalten kann, dass weniger Insekten auftauchen, liest du in dem Artikel Die insektenfeindliche Pferdekoppel. Doch in diesem Artikel möchte ich mich mit einer anderen Methode auseinandersetzen: den Fliegensprays. Hier erfährst du, welche Produkte es gibt, wie sie wirken und ob sie halten, was sie versprechen.
Warum ist es überhaupt wichtig, sich mit der Austreibung der Stechviecher zu beschäftigen?
Das ist ganz einfach. Nicht nur, dass ein entspanntes Ausreiten unter ständigem „Beschuss“ kaum möglich ist, werden einige Pferde erst nervös, anschließend hektisch und in manchen Fällen sogar panisch. Wer schon einmal auf einem wegen Bremsen oder Hirschlausfliegen durchgehenden Pferd gesessen hat, weiß wovon ich rede. Alle anderen – seid froh, wenn ihr das noch nicht erleben musstet. Es ist nicht schön.
Meist werden Pferde – insbesondere bei Hirschlausfliegenstichen – ziemlich kopflos. Sie lassen sich dann weder regulieren noch sonst wie halten. Manch ein Pferd wirft sich bei schmerzenden Stichen sogar hin. Es ist also unerlässlich, hier für die Sicherheit von Pferd und Reiter und aller anderen Passanten zu sorgen.
Außerdem können alle Insekten, die sich von Blut ernähren und von Wirt zu Wirt schwirren, natürlich auch Krankheiten übertragen. Stechmücken werden beispielsweise mit dem West-Nil-Virus in Verbindung gebracht, Kriebelmücken werden als Auslöser für Allergien und das Sommerekzem gesehen und Bremsen können das EIA-Virus übertragen, das zu einer Anämie führen kann. Somit sind Bremsen und Co. nicht nur nervig, sondern auch mit Vorsicht zu genießen. Ein Fliegenspray kann nun Abhilfe schaffen.
Wie wirkt ein Fliegenspray?
Es gibt zwei hauptsächliche Wirkstoffkategorien in den Sprays: abwehrend gegen Insekten und giftig für Insekten.
Die abwehrende Wirkstoffkategorie sind Repellentien, die die Insekten fernhalten. Sie beeinflussen die Chemorezeptoren, die dem Insekt zur Orientierung und Kommunikation untereinander dienen, und verhindern eine Landung des Insekts auf dem Pferd. Sie verhindern also, dass die Pferde gestochen/gebissen werden, und halten umherfliegende Insekten gleichzeitig auf Abstand. In den Power Phaser-Produkten beispielsweise werden als Wirkstoffe Repellentien eingesetzt.
Die Wirkstoffkategorie der für Insekten giftigen Stoffe sind die Insektizide. Bei Kontakt mit diesen Stoffen sterben die Insekten meist. Es können mit der Zeit allerdings Resistenzen bei den Insekten gegen diese Gifte entstehen. Außerdem fliegen die Insekten immer noch auf das Pferd, bis sie Kontakt mit dem für sie giftigen Stoff bekommen. Sie stören das Pferd also weiterhin durch das Summen und Brummen und gegebenenfalls sogar einen Biss oder Stich.
Die allermeisten Fliegen- und Bremsensprays bestehen zum Großteil aus Repellentien. Hier kann man noch unterschieden zwischen chemisch hergestellten Repellents und natürlichen. Dazu zählen unter anderem auch ätherische Öle, weswegen man sich ein Fliegenspray auch durchaus selbst zusammenmischen kann.
Man sollte bedenken, dass auch die Repellents sparsam eingesetzt werden sollten, keine empfindlichen Areale wie Augen und Nüstern eingesprüht werden sollten und keins der Sprays in die Umwelt gelangen sollte. Denn gerade für Wasserorganismen sind die meisten Sprays durchaus schädlich.
Die meisten Produkte können allerdings bedenkenlos beim Reiter angewendet werden– damit er nicht das nächste Ziel der lästigen Stechviecher wird. Hier wird von den meisten Herstellern auch auf der Verpackung hingewiesen.
Wie finde ich heraus, welches Bremsenspray wirklich wirkt?
Grundlegend sollte man nicht sagen, dass bestimmte Produkte besser oder schlechter wirken. Viele Faktoren spielen bei der optimalen Wirkweise der Sprays eine Rolle. Dazu gehören u.a.:
- Eigengeruch des Pferdes (Hormon- und Schweißzusammensetzung)
- Starkes Schwitzen
- Art der Lästlinge (Bremsen, Fliegen, Mücken…)
- Tageszeit (morgens, mittags, abends)
- Jahreszeit (Temperaturen, Wind, Regen…)
- Lage des Reitstalls oder Ausreitgeländes (Wald, Feuchtwiesen…)
Es gibt sicherlich noch mehr Punkte, die die Wirkung eines Fliegensprays beeinträchtigen können. Man kann es sich ungefähr so wie mit dem Deo beim Menschen vorstellen: Jeder bevorzugt eine andere Sorte, da das eine oder andere besser wirkt. Manchmal muss man auch die Sorte wechseln, wenn die vorangegangene nicht mehr den gleichen Dienst leistet, wie zuvor.
Das ist mit Bremsensprays nicht anders. Ein Jahr lang funktioniert Produkt A wunderbar. Doch im nächsten Jahr kann man die ganze Flasche über dem Pferd ausleeren und es wird trotzdem noch gefressen. Vielleicht hat sich am Hormonhaushalt des Pferdes etwas verändert? Es wird anders gefüttert? Es gibt pauschal mehr Insekten?
Bevor man jedoch der tatsächlichen Ursache auf den Grund geht – und sie vermutlich gar nicht findet – könnte man einfach ein anderes Produkt ausprobieren. Eine kosten- und nervensparende Methode wäre zum Beispiel, sich mit anderen Stallkollegen zusammen zu tun, mehrere Sprays zu bestellen und reihum auszuprobieren. So findet im Idealfall jeder ein passendes Produkt, das wirklich hilft. Außerdem kann man sich so austauschen, wenn mal eine Gewöhnung der Fliegen und Bremsen eingetreten sein sollte.
Wie lange sollte ein gutes Fliegenspray wirken?
Idealerweise wirkt ein Fliegen- oder Bremsenspray erstens solange, wie man es braucht und zweites so lange, wie der Hersteller angibt. Leider ist beides oftmals nicht gegeben. Auch das hängt wieder mit mehreren Gründen zusammen.
Reitet man im Hochsommer mit zügigem Tempo, werden die meisten Pferde schnell stark schwitzen. Der Schweiß riecht für die Insekten einerseits stark anziehend und kann den Repellentgeruch schnell überdecken.
Andererseits kann der Schweiß das Spray sogar in gewissem Maße „ausschwemmen“. Läuft und tropft es nur so vom Pferd, verabschiedet sich auch das Spray. Durchquert man während des Rittes ein Gewässer, so verliert auch an diesen Stellen das Spray ebenfalls an Wirkung.
Sprüht man sein Pferd auf der Weide ein, so muss man ebenfalls damit rechnen, dass die Sprays nicht den ganzen Tag halten. Dennoch können sie als gute Unterstützung dienen. In Kombination mit einer Fliegendecke sind sie optimal. Wenn man sein eigenes Handeln also ein wenig an die Wirkweise des Fliegensprays anpasst, kann die Dauer durchaus mehrere Stunden betragen. Ansonsten kann man auch ein wenig nachsprühen.
Wie werden Fliegensprays angewandt?
Im Normalfall wird das Spray fertig angemischt in der Sprühflasche verkauft. Nachfüllpackungen gibt es meist in größeren Gebinden, wie Kanistern . Das Spray wird aus einiger Entfernung großflächig auf das Pferd gesprüht. Dabei sollte man die Partien, die besonders gerne angeflogen werden, am gründlichsten behandeln. Dazu gehören der Hals, die Brust, die Kruppe und der Bauch.
Man selbst sollte den Sprühnebel möglichst nicht einatmen und auch darauf achten, dass der Ort luftig ist. So kann der Sprühnebel schnell abziehen und niemand muss ihn inhalieren. Reagiert das Pferd schreckhaft oder gar panisch auf Sprühgeräusche, so kann man das Spray auch zunächst auf einen Schwamm sprühen und das Pferd anschließend einreiben. Es gibt inzwischen sogar spezielle Insektenschutzgels für Pferde , die für eben solche Pferde gedacht sind. Sie werden per se schon mit einem Schwamm aufgetragen.
Kann ich Fliegen- und Bremsensprays auch selbst mischen?
Das geht natürlich, es ist nur die Frage, wie gut das Ganze wirkt. Aus unterschiedlichen ätherischen Ölen kann man sich eigene Sprays zusammenstellen. Bewährt haben sich hier unter anderem Citronella- , Schwarzkümmel- , Geranien- oder Neemöl .
Allerdings sollten die ätherischen Öle sehr sparsam verwendet werden, da sie ebenfalls zu Schleimhaut- und Hautreizungen führen können. Niemals ätherische Öle pur verwenden – es reichen 5%ige Mischungen vollkommen aus. Für den Rest kann man beispielsweise Apfelessig und Wasser 1:1 verwenden.
Ein weiterer Geheimtipp ist Ballistol : Dieses Öl hat fast jeder Reiter im Schrank – und auch damit lässt sich ein Fliegenspray herstellen.
Fazit zu Fliegen- und Bremsensprays
Schlussendlich gilt: So viel wie nötig, so wenig wie möglich. Das Pferd soll möglichst von Fliegen, Bremsen, Mücken und anderem Getier befreit werden, ohne dabei mit zu vielen Wirkstoffen eingenebelt zu werden. Die meisten Sprays helfen gut bis sehr gut – wenn man erst einmal das passende Produkt für das eigene Pferd gefunden hat.
Die Highlights bei uns im Stall:
Ich würde im Sommer definitiv nicht ohne Bremsenmittel ausreiten, weil ansonsten ein entspannter Ausritt nicht möglich wäre.