Die Übergangsdecke im Stall ist das Pendant zur Übergangsjacke im Kleiderschrank – ein Phänomen, mit dem besonders Männer meist nichts anfangen können. Frauen – und hier besonders den Reiterfrauen – ist es aber wohl bekannt.
Um kurz zu erklären, worum es sich dabei handelt: Sowohl die Übergangsjacke, als auch die Übergangsdecke werden herausgeholt, wenn die Temperaturen das Aufhalten an der frischen Luft ohne Schutz nicht mehr zulassen, die dicke Jacke oder Decke aber noch zu viel ist. So wie es im Frühjahr und im Herbst der Fall ist.
Im Frühling und Herbst sind Übergangsdecken gefragt
Wer jetzt kein Problem mit irgendwelchen Gender-Debatten hat, der kann die Pferde der Republik nun also getrost in „Männer- und Frauenpferde“ einteilen. Nämlich diejenigen, die nur das Prinzip „Jacke oder keine Jacke“ kennen und diejenigen, die „Jacken in jeder Dicke und für jede Temperatur“ benötigen. Das ist übrigens tatsächlich unabhängig davon, ob das jeweilige Pferd einem Mann oder einer Frau gehört, oder selbst männlich oder weiblich ist.
Gründe für das Benötigen einer Übergangsdecke sind unterschiedlich, aber niemals auf das Geschlecht an sich bezogen. Doch woran kann man nun festmachen, ob das eigene Pferd eher der einen oder der anderen Kategorie angehört und ob es eine Übergangsdecke benötigt? Welche Eigenschaften machen eine Übergangsdecke aus und welche Kriterien sollte sie erfüllen, um vollumfänglich nützlich zu sein?
All diese Fragen versuchen wir in diesem Artikel zu klären.
Der Verwendungszweck der Übergangsdecke entscheidet über ihre Beschaffenheit
Die Übergangsdecke soll also das Pferd vor mehreren Dingen schützen: Zuallererst einmal vor dem Auskühlen. Dann noch vor Nässe – sofern das Pferd draußen steht – oder auch vor Zugluft bei Boxenhaltung. Die Indoorvariante muss also nicht zwangsläufig wasserdicht sein, ganz im Gegensatz zur Outdoor-Übergangsdecke. Da die Temperaturen in der Übergangszeit aber noch nicht konstant niedrig sind, sollten die Decken auf keinen Fall zu dick sein. Es empfiehlt sich entweder gar keine Füllung, oder nur eine geringe von ca. 50g.
Durch die fehlende Fütterung sind Übergangsdecken oft schwer von Regendecken zu unterscheiden. Besonders die wasserabweisenden oder -dichten Varianten sind sich in dem Bereich sehr ähnlich. Der Unterschied liegt dann hauptsächlich im Verwendungszweck.
Während man selten auf die Idee kommt, eine Regendecke beim aufgestallten Pferd zu nutzen, kann die Übergangsdecke hier problemlos verwendet werden.
Fütterung und Obermaterial der Decke müssen zusammenpassen
Das Obermaterial sollte je nach Einsatzort gewählt werden. 400-600 D sind die gängigen Werte für Decken, die auch wasserabweisend sind. Sind die Decken für den Indoorbereich, spielt die Denieranzahl eine nicht so kriegsentscheidende Rolle. Bei dickeren Decken sind teilweise sogar 1680 D zu finden. Hierbei werden die Grenzen zu den Winterdecken oder auch den Stalldecken aber wieder fließend.
Außerdem haben Übergangsdecken mitunter praktische Zusatzfunktionen. Es gibt Übergangsdecken inzwischen auch mit einem ganz besonderen Clou: mit Abschwitzfunktion. Diese Decken erfreuen sich wachsender Beliebtheit.
Übergangsdecken mit Abschwitzfunktion sind sehr praktisch
Wer kennt es nicht: Man ist nach der Arbeit im Stall, hat grad noch so Zeit und Muße, sein Pferd zu reiten, und steht anschließend – trotz ausreichendem Trockenreiten mit einem nassgeschwitzten Pferd da. Das Winterfell hat schon ordentlich angefangen zu schieben und das Pferd schwitzt sowieso schnell bei der Arbeit. Einfach so möchte man sein Pferd jetzt aber auch nicht in die Box stellen. Ohne Decke ist es Zugluft ungeschützt ausgeliefert und kann sich aufgrund der Boxensituation auch nicht entsprechend bewegen.
Mit Abschwitzdecke entstehen in diesem Fall zwei Nachteile:
- Erstens ist die Decke irgendwann nass und müsste vom Pferd genommen werden. Gerade am Abend ist aber niemand mehr da, der das später tun könnte. Und man selbst wollte eigentlich auch nicht mitten in der Nacht wiederkommen, nur um die Decke vom Pferd zu nehmen.
- Zweitens sind Abschwitzdecken nicht besonders robust und gehen sehr oft kaputt, wenn man sie über Nacht am Pferd belässt.
Was also tun? Hier sorgen die neuartigen Übergangsdecken mit der praktischen Abschwitzfunktion für Abhilfe. Der Clou: Die Decke lässt ein ordentliches Abschwitzen zu, ist gleichzeitig robust und reißfest und schützt das Pferd außerdem auch nach dem Abschwitzen noch vor dem Auskühlen. Diese Decken können ohne schlechtes Gewissen über Nacht auf dem Pferd bleiben und bieten damit einen deutlichen Mehrwert.
Doch auch in anderen Situationen kann die Übergangsdecke dringend benötigt werden.
Alte und kranke Pferde profitieren deutlich von Übergangsdecken
Gerade im Herbst wird das Wetter zusehends ungemütlich. Es regnet, stürmt oft und die Temperaturen fahren Achterbahn. Jetzt wird es gerade für alte und kranke Pferde brenzlig. Im Sinne der Thermoregulation wird sämtliche aufgenommene Energie in Wärme umgewandelt. Es bleibt nichts übrig, um Winterspeck aufzubauen oder das Winterfell vernünftig ausprägen zu können.
Dieses Phänomen kann man sehr oft bei alten Pferden beobachten. Sie werden im Herbst gefüttert ohne Ende, nehmen aber trotzdem weiter ab. Niemand kann sich dann erklären, warum die Pferde immer schlechter aussehen.
Die Antwort ist aber ganz einfach zu finden: Wird die Energie ins Wärmen des Pferdes investiert, so hat es ansonsten nichts entgegenzusetzen. Um diese Pferde vor dem sprichwörtlichen Hungertod zu bewahren, sollte man sie mit einer Decke unterstützen.
Geschorene Pferde sollten immer eingedeckt werden
Auch Sportpferde profitieren von den Übergangsdecken – nämlich dann, wenn sie geschoren werden. Ein geschorenes Pferd kann nicht mehr von den natürlichen und körpereigenen Prozessen zur Wärmeanpassung profitieren. Ihm fehlt nicht nur die Isolationsschicht, sondern auch das Luft- und Talgpolster, das sowohl Kälte, als auch Nässe abhält.
Wer sein Pferd früh im Jahr schert, muss es entsprechend rechtzeitig vor Witterungeinflüssen bewahren. Die Wohlfühltemperaturen eines geschorenen Pferdes liegen zum Teil deutlich höher, als bei einem Pferd mit langem, dichtem Winterfell. Man sollte jedoch immer darauf achten, dass es unter der Decke nicht zu warm wird und das Pferd schwitzt. In dem Fall greift man auf eine dünnere Decke zurück.
Frühes Eindecken hemmt das Winterfell
Wer möchte, kann mit frühem Eindecken übrigens auch zu üppigen Winterfellwuchs bremsen. Eine Übergangsdecke kann im besten Fall also auch bei mäßig trainierten Pferden eine Schur unnötig machen. Neben der Dicke der Decke ist auch die Passform von ganz entscheidendem Wert.
Nur eine gutsitzende Decke ist eine gute Decke – und zwar nicht nur im Stand, sondern auch in der Bewegung.
Am besten nimmt man zur ersten Deckenanprobe einen Helfer mit, der das Pferd vorführt. So kann man das Pferd im Schritt und Trab beurteilen. Ist die Gehfalte der Decke beispielsweise im Stand schon geöffnet, ist die Decke zu klein. Die Gehfalte sollte im Stand noch geschlossen sein und sich erst bei Bewegung öffnen, um so den nötigen Spielraum zu schaffen. Hat man keinen Helfer, kann man das Pferd auch einige Runden an der Longe laufen lassen. Hier kann man dann sogar die Passform im Galopp testen. Schwitzt das Pferd nach diesen wenigen Runden übrigens schon unter der Decke, sollte man auch ein dünneres Material zurückgreifen.