Während man auf der einen Seite versucht, den Pferden das Leben auf der Weide so angenehm wie möglich zu gestalten, gibt es andere Lebewesen, die dort weniger erwünscht sind. Die Rede ist von sämtlichen blutsaugenden Insekten, die inzwischen in unseren Breitengraden heimisch sind.
Bremsen, Fliegen, Mücken, Zecken, Hirschlausfliegen, Gnitzen und wie sie alle heißen – sie alle findet man immer in großen Ansammlungen, wenn Pferde in der Nähe sind. Da sie aber nicht nur nervig sind und die Herde in Aufruhr bringen können, sondern ihre Bisse und Stiche auch gefährliche Krankheiten übertragen können, sollte man sie so gut es geht von der Koppel verbannen. Zu diesem Zweck ist es ratsam, eine „insektenfeindliche“ Koppellandschaft zu gestalten.
Was man tun kann, wenn man ein neues Weidegebiet erschließt, und wie man eine bestehende Koppel verbessern kann, liest du in diesem Artikel. Warum es wichtig ist, seine Pferde überhaupt gegen jedwede Form lästiger Plagegeister zu schützen, kannst du im Artikel Das große Stechen und Summen nachlesen.
Beim Einrichten einer neuen Weide hat man natürlich mehr Möglichkeiten, direkt bei der Planung Einfluss auf die Insektendichte zu nehmen. Dazu sind ein paar ganz grundlegende Punkte zu beachten.
Der Standort der Koppel ist entscheidend
Koppeln sollten nicht in der Nähe von Gewässern – stehenden und fließenden – angelegt werden. Sie dienen als Brutstätte für allerlei Getier. Auch in der Nähe befindliche Wälder locken Bremsen, Stechmücken und Co. in großer Zahl an. Zwischen den Bäumen halten sie sich gerne auf und kommen herüber, wenn sie Wirte in der Nähe wähnen. Gleichzeitig sollte man auch die Art der Tränken prüfen.
Selbsttränken , in denen hoher Durchfluss herrscht, sind besonders geeignet. Hier können beispielsweise Mücken in der Regel keine Eier ablegen. Badewannen, natürliche Tränken oder anderweitige Behälter hingegen sollten definitiv täglich kontrolliert, gereinigt und ggf. entleert werden, damit sie nicht zur Brutstätte werden.Der Misthaufen sollte möglichst nicht in unmittelbarer Nähe zu den Koppeln und nicht in Hauptwindrichtung liegen. Ebenfalls sollten möglichst keine Kuhweiden unmittelbar an die Pferdekoppel grenzen, da auch hier das Insektenaufkommen deutlich erhöht ist.
Zum Schluss kann man noch darauf achten, dass die Weide möglichst „luftig“ angelegt ist. Damit ist gemeint, dass eine leichte Brise sehr hilfreich beim Verscheuchen von lästigen Stechinsekten ist. Sie können so schwerer landen und kommen seltener dazu zuzustechen.
Wie man sehen kann, hat also die Standortwahl der Pferdeweide schon einen enormen Einfluss auf die Dichte der Insektenpopulationen. Kann man den Standort der Koppeln jedoch nicht mehr beeinflussen, so gibt es noch einige andere Möglichkeiten, das Insektenaufkommen so gering wie möglich zu halten.
Spezielle Zäune begünstigen die Insektenabwehr
Inzwischen sind findige Hersteller auf die Idee gekommen, Zäune als eine Art Moskitonetze anzubieten. Da Bremsen, Gnitzen und anderes Getier meist in einer bestimmten Höhe – man sagt etwa in Wirtshöhe – fliegen, kann man sie rein mechanisch von der Koppel fernhalten. Dazu spannt man eine Art Moskitonetz rund um die Koppel. Diese speziellen Netze sind meist noch zusätzlich mit Insektenschutzmitteln behandelt, sodass die Stechviecher gegen die Netze fliegen und anschließend sterben.
Selbstverständlich muss dann noch ein weiterer Zaun – vorzugsweise ein Stromzaun – auf der Innenseite gezogen werden, damit die Pferde nicht an das behandelte Netz kommen können. Erste Versuche mit diesen Zäunen sollen sehr positiv ausgefallen sein und das Insektenvorkommen deutlich reduziert haben.
So ein Zaun ist freilich teuer und je nach Koppelgröße unter Umständen auch nicht das Richtige. Für wen also so etwas nicht in Frage kommt, der muss weiter überlegen.
Mechanische Bremsenfallen funktionieren ohne Strom uns sind sehr effektiv
Laien fragen sich oft, was es mit den lustigen Lampenschirmen auf oder an Pferdekoppeln auf sich hat, die einen großen schwarzen Ball bedecken. Es handelt sich hier um die in den letzten Jahren immer beliebter werdenden Bremsenfallen . Sie funktionieren rein mechanisch und ohne Strom. Außerdem ist ihre Wirkweise sehr effektiv und simpel wie genial.
Der schwarze Gummiball wärmt sich in der Sonne auf – weswegen ein Schattenstandort vermieden werden sollte – und animiert die Bremsen, sich zu nähern. Da sie die Wärme in Kombination mit der runden Form für ein Wirtstier halten, fliegen sie den Ball gezielt an. Dort angekommen stellen sie fest, dass sie getäuscht wurden.
Da Bremsen aber beim Abflug nun immer nach oben starten müssen – ihre Anatomie gibt es so vor – fliegen sie nun geradewegs in den Lampenschirm. Dieser verjüngt sich nach oben hin und befördert sie Lästlinge schließlich in ein Eimerchen mit Wasser, aus dem sie nicht mehr entkommen können. In regelmäßigen Abständen sollte man den Eimer nun leeren und kann dabei zusehen, wie die Bremsenpopulation schrumpft.
- Durchmesser 1,20 Meter, Höhe 2,20 Meter
Hat man den optimalen Standort gewählt, so gelingt dies am besten. Wer also die Flugrouten der Bremsen kennt, kann sie effektiv bekämpfen. Eine solche Bremsenfalle deckt in der Regel eine Fläche von ca. 10.000 qm ab. Sie kann nachträglich auf jede Koppel gestellt werden und ist somit eine tolle Lösung für ansonsten nicht so optimal angelegte Pferdeweiden.
Bestimmte Pflanzen halten Insekten fern
Wer Einfluss auf die Landschaftsgestaltung der Weide und der umliegenden Grünflächen nehmen kann, der sollte sich einmal Gedanken über die Bepflanzung machen. Es gibt durchaus Pflanzen, die eine Art natürlichen Insektenschutz bieten. Sei es durch Duftstoffe oder eigene natürliche Repellentien, die Schädlinge fernhalten sollen – Pflanzen sind da durchaus erfinderisch.
Natürlich sollten diese in der Regel NICHT direkt auf die Koppel gesetzt werden, da sie wiederum für Pferde unter Umständen giftig sein könnten. Doch in der Nähe oder so eingezäunt, dass kein Pferd herankommt, kann das eine Möglichkeit sein.
Als größere und vor allem mehrjährige Varianten kommen ein Baum und ein Strauch in Frage.
- Walnussbäume (Kernholz giftig – also nicht direkt auf die Weide, sondern in die Nähe pflanzen)
- (mehrere Sorten, einige davon stark giftig – immer außer Reichweite pflanzen)
Walnussbäume gelten seit jeher als natürliche Mückenabwehr. Auch Fliegen und Bremsen schreckt der Baum ab. Eine schöne Walnuss in der Nähe des Misthaufens ist also durchaus eine sinnvolle Idee. Allerdings ist ihr Kernholz giftig und manche Pferdehalter sehen auch schon die Blätter kritisch. Die Inhaltsstoffe und ätherischen Öle in Blättern und den die Nüsse umgebenden grünen Hüllen sind es, die die Plagegeister fernhalten – und dementsprechend auch zu Unwohlsein bei Pferden führen können. Auch sollten Hunde, die am Hof laufen, diese nicht aufnehmen – auch für sie sind die Inhaltsstoffe giftig.
Insektenabwehrende Pflanzen dürfen von Pferden nicht gefressen werden
Den Wacholderstrauch gibt es in mehreren Sorten. Je nach Sorte sind sie hochgiftig für Pferde. Andere Sorten werden jedoch sogar als Heilpflanzen beworben. Vorsichtshalber sollte der Wacholderbeerbusch NICHT direkt auf die Weide oder den Auslauf gepflanzt werden, sondern auch nur außerhalb der Reichweite der Pferde.
Doch auch ihm wird eine natürliche, insektenabschreckende Wirkung zugesprochen. Weiterhin gibt es eine Vielzahl an Kräutern, die ebenfalls eine abwehrende Wirkung auf Insekten haben:
- Zitronenmelisse
- Lavendel
- Rosmarin
- Basilikum
- Knoblauch
- Beifuß
- Echte Katzenminze
- Gagelstrauch
- Mutterkraut
- Zitronengras
Sie sind jedoch auch nicht für die Koppel geeignet – nicht von Pferden fressen lassen! Gibt es ein Reiterstübchen mit Terrasse oder einen anderen Ort, wo es Blumenkästen gibt, wären solche Pflanzen eine schöne und gleichzeitig praktische Art der Bepflanzung. Da viele der genannten Blumen für Pferde nicht verträglich oder sogar giftig sind, dürfen sie auf KEINEN FALL auf die Koppel oder in Reichweite der Pferde gesetzt werden.
Weidepflege ist ein weiterer Punkt im Kampf gegen Insekten
Wer seine Koppeln und Ausläufe regelmäßig und gründlich absammelt, macht es nicht nur Würmern und anderen Parasiten schwerer, sondern auch einer Vielzahl von Fliegen, die ihre Eier nicht mehr ablegen können.
Eine gute Weidehygiene und anständiges Koppelmanagement sind also für eine Reduktion der Insekten durchaus von großer Bedeutung. Zu erwähnen wäre außerdem, dass der Misthaufen – je weiter er von den Koppeln entfernt ist – weniger Insekten anlocken kann.
Unterstände sind ein einfacher Schutz gegen Insekten
Im Sommer ist es immer eine Krux – einerseits möchte man den Pferden in dieser Zeit so viel Auslauf und Koppelgang wie möglich zugestehen, andererseits ist es gerade über Tag besonders unerträglich dort. Eine Variante wäre freilich, die Weidezeiten anzupassen. In Gegenden, wo der Insektenbefall untertags zu heftig ist, kann man in Absprache mit dem Stallbetreiber auf nächtliche Koppelgänge umstellen. Ist dies nicht möglich, sollte man den Pferden tagsüber – insbesondere in der Mittagshitze – andere Möglichkeiten bieten, sich vor Insekten zu flüchten.
Da Bremsen, Fliegen und anderes Getier in der Regel von kalt nach warm, aber nicht umgekehrt fliegen, ist ein schattiges, kühles Plätzchen gerade für die Mittagszeit besonders hilfreich. Wer die Pferde in dieser Zeit nicht in einen Offenstall oder Unterstand laufen lassen kann, der sollte über die Anschaffung eines Weidezeltes nachdenken. Hier können die Pferde sich in den Schatten zurückziehen und den Plagegeistern aus dem Weg gehen.
Außerdem kann man diese mobilen Zelte immer auf den Teil der Koppel stellen, die gerade beweidet wird. Weidet man die Tiere um, so wandert das Zelt einfach mit. Sehr praktisch!
Fliegendecken und Insektensprays sind die letzte Rettung
Zu guter Letzt kann man natürlich die Pferde selbst noch gegen Insekten schützen.
Es bieten sich hier Fliegendecken und -masken als mechanische Schutzbarriere an. Zusätzlich kann man die Tiere noch mit Fliegen- und Bremsensprays einsprühen, um lästige Stechviecher maximal auf Abstand zu halten. Hierbei handelt es sich um eine gute Möglichkeit, wenn es für ein paar Tage im Jahr zu extremen „Peaks“ im Insektenaufkommen kommt. Ansonsten empfiehlt es sich immer, das Insektenaufkommen durch die genannten Maßnahmen auf der Koppel zu reduzieren.