Wie der Name schon sagt, sollen Regendecken vor allem eines: Das Pferd vor Regen schützen. Da bei uns in Mitteleuropa Regenfälle durchaus nicht unüblich sind und inzwischen doch wohl die meisten Pferde wenigstens stundenweise zu jeder Jahreszeit nach draußen kommen, empfiehlt es sich als Pferdebesitzer, eine solche Decke sein Eigen zu nennen.
Doch was genau macht eine gute Regendecke aus und wie findet man die passende Decke für sein Pferd? Diesen Fragen wollen wir hier auf den Grund gehen.
Reine Regendecken sind idealerweise ungefüttert
Die ideale Regendecke besteht zumeist aus Polyester oder Nylon, ist nicht nur wasserabweisend, sondern wasserdicht und sitzt gut am Pferd – auch in Bewegung. Außerdem sollten Regendecken ungefüttert sein. Da eine Regendecke normalerweise eher in den milderen Jahreszeiten Verwendung findet, wäre eine Fütterung hier unangebracht. Denn gerade im Frühjahr und Herbst regnet es gerne stundenlang durch, ist aber nicht wirklich kalt.
Um die 10°C sind für ein gesundes Pferd normalerweise nicht wirklich kalt. Hier braucht die Regendecke keinerlei Füllung. Da die meisten Pferde, die in dieser Zeit draußen stehen und sich nicht unterstellen können – oder wollen – kein Problem mit Kälte, sondern nur mit Nässe haben, sollte man sie nicht noch zusätzlich wärmen. Wird es kälter und regnerisch, empfiehlt sich eher eine regendichte Winterdecke.
Die meisten Pferde entwickeln auch unter einer Regendecke schon enorme Temperaturen. Sind sie dann noch viel in Bewegung auf der Koppel oder dem Paddock, steigen die Temperaturen unter der Decke weiter. Zu hohe Temperaturen sollten aber unbedingt vermieden werden. Das Pferd kann sonst anfangen zu schwitzen, die Decke muss vermehrt Feuchtigkeit nach außen transportieren und verliert unter Umständen ihre wasserabweisende Wirkung.
Außerdem ist es fürs Pferd nicht angenehm, unter der Decke zu schwitzen. Neben dem Material – wie erwähnt meist Polyester oder Nylon – ist auch die Verarbeitung der Decke ein wichtiges Kriterium.
Welche Fadenstärke wurde gewählt und wie ist die Webart?
Die Fadenstärke – auch Denier genannt – bezieht sich auf das Gewicht des Fadens. Um genau zu sein entspricht ein Denier einem Gramm Faden auf 9000 Metern. Das wiederum bedeutet, dass eine Decke mit 600 D etwas feiner und leichter ist, als eine Decke mit 1200 D. Allerdings sagt es nichts direkt über die Reißfestigkeit des Fadens aus. Diese ist nämlich auch auf dem verwendeten Material begründet. Während Baumwolle bei gleicher Denierzahl weniger reißfest ist, als Polyester, ist Nylon sogar noch stärker.
Weiterhin sollte man bei Pferden, die entweder selbst zum Zerstören der Decke neigen oder mit Kumpels zusammenstehen, die schon die ein oder andere Decke auf dem Gewissen haben, darauf achten, dass im sogenannten Ripstopverfahren gewoben wurde. Dabei werden alle 5-8mm dickere Fäden senkrecht zur Webrichtung eingearbeitet, die ein Weiterreißen eines Risses vermeiden sollen. Das kann man am Material gut am „Kästchenmuster“ erkennen.
Soviel zur äußerlichen Verarbeitung.
Das Innenleben der Decke ist entscheidend
Das Innenleben besteht bei ungefütterten Regendecken oftmals aus glattem Polyester oder sie sind mit Fleece unterlegt. Die Decken mit dem glatten Inlett sollten soweit für keinerlei Probleme sorgen, außer dass sie auf manch einem Pferd schneller ins Rutschen kommen können. Bei richtiger Passform und Begurtung kommt das allerdings selten vor.
Die Fleece-unterlegten Decken sollten an Schulter und Widerrist frei von Fleece sein, da es an diesen Stellen sonst schnell zu Haarbruch und im späteren Verlauf zu Scheuerstellen kommen kann. Der große Vorteil dieser Decken liegt darin, dass sie eine integrierte Abschwitzfunktion bieten. Das Fleece leitet die Feuchtigkeit von innen nach außen ab und das Pferd trocknet nach. Wer sein Pferd nach der Arbeit wieder nach draußen entlassen will, wird diese Funktion schnell zu schätzen wissen.
Wasserabweisend ist nicht gleich wasserdicht
Ein weiterer wesentlicher Punkt beim Kauf einer Regendecke ist natürlich die Wasserdichtigkeit. Eine Regendecke, die den Regen nicht abhält, ist nicht wirklich etwas wert. Im Gegenteil: Liegt eine durchgeweichte Decke über Stunden auf dem Pferd, kühlt es unter Umständen noch mehr aus und wird tatsächlich krank.
Also sollte man beim Kauf unbedingt auf die Begrifflichkeiten achten und die richtige auswählen.
Regendecken können:
- wasserfest
- wasserabweisend oder
- wasserdicht
sein. Doch was ist nun was?
Wasserfest sollten in der Regel alle Decken sein, die nicht aus Zucker bestehen. Der ist nämlich nicht wasserfest. Denn wasserfest bedeutet im Grunde nichts anderes, als dass sich der so bezeichnete Stoff nicht im Wasser auflöst. Das Gegenteil dazu wäre wasserlöslich.
Merke also: Wer als Deckenhersteller mit einer wasserfesten Decke wirbt, baut seine Modelle immerhin nicht aus Esspapier. Ansonsten ist dieser Hinweis ziemlich überflüssig.
Anders sieht es da schon mit dem Prädikat wasserabweisend aus. Eine solch beworbene Decke muss den Regen für eine Weile abhalten – sprich abweisen – wird ihn aber aber auf Dauer, bzw. bei einem Zuviel an Regen, hindurchlassen.
Vom Duschvorhang zur Regendecke
Ein gutes Beispiel hierfür sind Duschvorhänge. Wenn sie nicht gerade aus Vollplastik bestehen, dann sind sie in der Regel nur wasserabweisend. Nur Vollplastik Duschvorhänge sind wirklich wasserdicht. Wer einen Textilduschvorhang bei sich Zuhause hat, wird bestätigen können, dass normale Textilduschvorhänge bei direkt auftretendem Wasser aus der Brause auch von außen feucht werden.
Schließlich und endlich kommen wir zu dem Prädikat, das jede gute Regendecke aufweisen – und im Idealfall auch einhalten sollte: wasserdicht. Sie sollten bis zu einer bestimmten Wassersäule – die bestenfalls ebenfalls angegeben wird – kein Wasser durchlassen.
100% wasserdicht ist eigentlich nur Vollgummi oder -plastik
Um noch einmal auf das Beispiel vom Duschvorhang zurückzukommen: Auch wenn die Techniken der Outdoorbekleidung und -decken inzwischen schon sehr weit ist, wird wohl weiterhin nur Vollgummi oder -plastik eine 100%ige Wasserdichte ergeben. Jeder andere Stoff wird irgendwann in die Knie gehen. Doch je länger sie aushalten, desto besser fürs Pferd.
Man selbst kennt es vielleicht auch von Outdoorbekleidung oder von Zelten. Sie sind in den meisten Fällen sehr lange wasserdicht, aber auch das beste Zelt wird nach Stunden im Dauerregen eine gewisse Feuchtigkeit auf der Innenseite aufweisen.
Was uns die Wassersäule verrät
Die Angaben zur Wassersäule finden wir bei einigen, aber nicht bei allen Regendeckenherstellern. Allerdings ist sie eigentlich auch nur bedingt aussagekräftig. Denn die Wassersäule gibt an, bei wieviel Druck der erste Wassertropfen durch das Gewebe dringt. Das klingt im ersten Moment sehr wichtig und erheblich. Bei genauerer Betrachtung ist es das aber nur bedingt. Ich erkläre auch, warum.
Da der Druck der Wassersäule (1000 mm Wassersäule entsprechen etwa 0,1 bar) nicht bei jedem Hersteller gleich gemessen wird, sich die Versuchsaufbauten unterscheiden können und eine Veränderung des Materials nach einiger Zeit der Nutzung nicht auszuschließen ist, ist sie eher ein grober Richtwert, als eine verlässliche Aussage.
Außerdem bezieht sie sich nur auf das Obermaterial. Sind die Nähte aber nicht regendicht verarbeitet oder läuft das Wasser aufgrund der Passform am Hals in die Decke, wird die Angabe der Wassersäule hinfällig. Normalerweise lastet auf einer gutsitzenden Regendecke auch kein punktueller Druck – wie bei einem Menschen, der einen Rucksack über der Regenjacke trägt. Sollte sich das Pferd natürlich mit Decke in einer Pfütze wälzen, sieht der Fall anders aus. Das kann dann selbst die höchste Wassersäule und das am besten verarbeitete Material in die Knie zwingen.
Die Wassersäule ist lediglich ein Richtwert
Die Wassersäule sollte also als Richtwert genommen werden und eine Decke nicht aufgrund dieser fehlenden Information ausgeschlossen werden. Übrigens: Laut der Europäischen Norm EN 343:2003 gilt Bekleidung der Kategorie 3 (hoher Anspruch) ab einer Wassersäule von 1300 mm als wasserdicht. Damit hat man einen kleinen Anhaltspunkt.
Nun haben wir die grundlegenden „technischen Daten“ der Regendecke abgearbeitet. Wichtig zu erwähnen sind noch die Begurtung und die Passform. Üblicherweise findet man heutzutage eine Kreuzbegurtung an den meisten Decken. Dazu kommt entweder ein Schweifriemen oder Beinschnüre. Hier muss jeder für sich und sein Pferd entscheiden, was ihm besser gefällt. Schweiflatze sind bei Regendecken übrigens durchaus empfehlenswert, um eine weitere Eintrittspforte für Regenwasser zu schließen.
Eine gute Passform ist entscheidend bei der Regendecke
Bei der Passform sollte darauf geachtet werden, dass die vorhandene Dehnfalte im Stand noch geschlossen ist. Nur dann kann sie nämlich ihren Zweck erfüllen und in Bewegung aufgehen, um die Decke zu schonen und die Bewegungsfreiheit des Pferdes nicht einzuschränken. Am besten testet man die Decke also nicht nur im Stand, sondern auch in Bewegung – an der Longe oder im Freilauf.
Bei der Benutzung einer Regendecke sollte man grundlegend immer auf die Temperaturen und das Befinden des eigenen Pferdes achten. Bei zu hohen Temperaturen – und die fangen oft bei 10°C schon an – können die meisten Pferde ruhigen Gewissens ohne Regendecke draußen stehen. Eine weitere Ausnahme – neben gesundheitlichen Gründen – besteht, wenn kein ausreichender Witterungsschutz auf der Koppel vorhanden ist.
Das Waschen der Regendecke sollte mit Bedacht geschehen
Waschen sollte man eine Regendecke übrigens – wenn die eigene Waschmaschine das hergibt – ähnlich wie Regenjacken oder andere Outdoorbekleidung. Da auch in die Decken inzwischen oftmals Membranen für die Atmungsaktivität eingearbeitet werden, müssen sie vorsichtig behandelt werden. Werden die Membranen beschädigt, so verliert die Decke ihre Wirkung.
Am besten verwendet man spezielles Waschmittel für Regendecken oder Outdoorkleidung , die die Decken im Idealfall gleich mit Imprägnieren und KEINEN Weichspüler.
Ansonsten sollte man sich in der Umgebung nach einem guten Deckenservice umsehen. In der Tabelle unten haben wir einige Regendecken aufgelistet, die bei den meisten Pferden gut funktionieren. Der Vorteil des Bestellens über das Internet besteht darin, dass man die Decke bei schlechter Passform wieder zurückschicken kann.